Rundbrief Januar 2001

Liebe Freunde der Kalligrafie,
Euch allen ein angenehmes, erfreuendes und erquickendes neues Jahr.

Wie die Schrift so das Jahr

Ein Menschencharakter ist wie ein Schriftcharakter: über Jahre hinweg entwickelt sich etwas, strebt zu einer Hochform und weicht dann wieder Neuem, bei Gelingem besseren. Fliegen, schauen und landen. Auf dem Rücken der Pferde den Galopp der Buchstaben erleben.

Peter Behrens, Architekt, Maler und Schriftzeichner drückt dies so aus:

Ein neuer Schriftcharakter kann sich nur organisch, fast unmerklich aus der Tradition heraus entwickeln, nur im Einklang mit der Neugestaltung des geistigen und materiellen Stoffes der ganzen Zeit. Nur ein solcher Schriftcharakter wird von Bedeutung sein können und mehr als eine Spielerei gewertet werden.

Wie sich in der Architektur ein voller Schein des ganzen Wesens einer Zeit und äußeren Lebens eines Volkes widerspiegelt, so deutet die Schrift Zeichen inneren Wollens. Sie verrät von Stolz und Demut, von Zuversicht und Zweifel der Geschlechter.

Man nimmt die Schrift beim Lesen wahr wie den Flug eines Vogels oder den Galopp eines Pferdes. Beides ist eine graziöse, wohltuende Erscheinung, ohne dass man die einzelnen Gliedmaßen der Tiere oder die momentanen Stellungen erkennt. Es ist die Gesamtlinie, und diese ist auch das Wesentliche bei der Schrift.

 

Im Detail

Eine Hochform kalligrafischer Gestaltung stellen die Majuskeln der Gotik dar. Ein Blick auf eine gängige Form dieser Majuskeln, die auf verschiedene Arten ausgedrückt werden können, zeigt Feinheiten, die zu beachten sind:

•  die Schrägen der einzelnen Formen des "C" sind so anzusetzen, dass sie beim Betrachter eine gerade Linie ergeben

•  das einleitende Quadrat beim "B" "H" "N" "P" "R"... kann diese Schräge unterstützen oder

•  zugunsten einer waagerechten Bewegungslinie (die hier zusätzlich einen statischen Charakter des Graphems unterstützt) an der Oberlinie beginnen.

 

Nachschlag, der zweite: Bilder aus Kostenz

Manche mögens groß:

Hier seht ihr Gerhard Haubner und das Nibelungenlied. Gerhard schleppt die Rolle schon das dritte Seminar mit - und hat bereits zwei weitere Rollen gekauft.


Aufsätze zur Kalligrafie
Rundbriefe aus den Jahren 2001 und 2002
sowie die Petersburger Aufsätze