Schriftmuseum Bartlhaus

3. Ausstellung 2007

Kalligrafische Arbeiten österreichischer Schriftkünstlerinnen
zu Texten von Ingeborg Bachmann

 

noch bis April 2008

 

The show must go on.
Österreichische Kalligrafie nach Rudolf Larisch und Friedrich Neugebauer heißt Ingrid Litschauer, Ute Felgendreher, Herta Spiegel, Andrea Felber, Vida Bokal, Frances Breen - nicht nur, aber auch.
The next generation.
Werfen wir Sie in einen Topf der da heißt gemeinsame Ausstellung im Bartlhaus .
Aber nicht die sechs Frauen, verschieden in ihrer Kalligrafie, gemeinsam im Präsentieren Ihrer Arbeiten, stellen sich in den Vordergrund.
Auch die Kalligrafie stellen Sie nicht in den Vordergrund. Ingeborg Bachmann stellen Sie in den Vordergrund.
Und natürlich stehen Sie selber und auch Ihre Arbeiten im Vordergrund.
Und Ingeborg Bachmann.

In der Eröffnung der Ausstellung, nachdem der Bürgermeister von Pettenbach dem Bartlhaus Wertschätzung zollte - man erkennt langsam das Kleinod südlich von Linz - ließ Ute Felgendreher zwischen den Flötentönen der Starzinger Geschwister das Leben und das Werk Ingeborg Bachmanns lebendig werden.
Lauter Österreicher, Literaten und Kalligraten. Umsetzung von Literatur mittels der Kalligrafie. Eine Tradition, die nicht nur auf Österreich beschränkt ist. Auch das Niederbayerische Landshut hat so etwas schon mal gemacht. Zu Ehren von Heimito von Doderer. Die dortigen Literaturtage 2001 mit dreißig kalligrafischen Arbeiten bereichert. Modus Vivendi. Dem Wiener Heimito von Doderer in seiner Wahlheimat Landshut.

Zurück zum Bartlhaus, zur aktuellen Ausstellung, die noch bis April 2008 zu sehen ist. Und sie ist sehenswert. Sechs Kalligrafinnen - und dabei hat Österreich keine Bedeutung, die verwendeten Formen sind europäisch - interpretieren Ingeborg Bachmann auf ihre je eigene Art und ermöglichen so dem Betrachter Zugang. Zugang zum kalligrafischen Formenspiel und Zugang zu Ingeborg Bachmann, je nach Betrachterabsicht.

Jede Arbeit hat einen Inhaltsaspekt und einen kalligrafischen Aspekt. Dabei kann man an Paul Watzlawicks Kommunikationsaxiom denken: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungssaspekt… und dabei Kommunikation durch Kalligrafie ersetzen und Beziehung entweder stehen lassen oder zur Verdeutlichung mit Gestaltungs(aspekt) anders darstellen: Jede Kalligrafie hat einen Inhalts- und einen Gestaltungsaspekt… Hier könnte man noch tiefer gehen und in der Metaphysik von Aristoteles bei Form und Stoff nachsehen.
Wer will, kann für sich den Weg gehen. Wir tun es hier nicht.

Wir versuchen wieder zum Bartlhaus zurückzukommen und nicht zu weit abzuschweifen, der Ort zum Vertiefen dieser Ausführungen wird ein anderer sein.
Gehen wir beim Rückweg noch mal an Paul Watzlawick vorbei - nur um zu erwähnen, dass er auch gebürtiger Österreicher ist - und begeben uns jetzt endgültig in die Ausstellung zur Bildbetrachtung.

Spotlight - um den englischsprachigen Dreiklang abzuschließen, oder vielleicht doch Blitzlicht (das nicht alles erfasst und der Gesamtheit der ausgestellten Arbeiten der jeweiligen Schriftkünstlerinnen sicher nicht gerecht wird):
Ingrid Litschauers Arbeiten bestechen durch die Klarheit Ihrer Kalligrafie. Ein Genuss, sie anzusehen.
Ute Felgendrehers Arbeiten gefallen schon durch die gewachsenen Bereicherungen innerhalb ihres Formrepertoires. Sie präsentiert als einzige auch eine Arbeit mit gebrochenen Schriften, durchdrungen von freien lateinischen Formen - der offizielle Formenwechsel, den Ingeborg Bachmann 1941 auch erlebte.
Herta Spiegel, die persönlich bei der Eröffnung leider nicht anwesend sein konnte, fordert mit ihrer genialen Neuinterpretation des Alphabetes zum gelingenden Gehirnjogging.
Andrea Felber präsentiert ein kalligrafisch-literarisches Stimmungsbild von Ingeborg Bachmanns Leben und Werk neben Arbeiten mit überzeugenden Formungsspuren.
Vida Bokals Arbeiten - denen man die Liebe zu Jovica Veljovics Kalligrafie anmerkt - lässt vor dem Inhaltselement das grafische Element erscheinen - hier kommt Watzlawicks Fortsetzung seines Kommunikationsaxioms zur Geltung: …derart, dass letzter den ersteren bestimmt .
Franzes Breen kalligrafiert in ihrer gestochen scharfen humanistischen Kursiven in einer Arbeit den gleichen Text wie Vida Bokal - und das unabgesprochen. Zwei verschiedene Welten mit gleichem Inhalt - jede Lohnenswert sie zu betreten. Oder sollten wir, dichtgedrängt während der Ausstellungseröffnung vor den einzelnen Arbeiten stehend, besser sagen: zwei Kontinente in einer Welt, die da Kalligrafie heißt - in der Begegnung mit Literatur.

Wir gehen heim und wissen: Kalligrafie lebt.
Und wollen mehr über Ingeborg Bachmann erfahren.
Googeln.














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