Stefan Aigner
Juni 2006
Die Ehrenbürgerurkunde
für Papst Benedikt XVI.
Kalligraf Hans Maierhofer hat die Urkunde für den Heiligen Vater „komponiert”.
Weit mehr als nur Buchstaben zu Papier bringen”, das ist für Hans Maierhofer die Kalligrafie, die er mit der Musik vergleicht. Ebenso wie bei der Musik kommt es bei der Kalligrafie aufs Publikum, den Empfänger einer Arbeit an – und der war beim letzten Auftrag des 47jährigen wahrlich nicht von schlechten Eltern. Maierhofer hat die Ehrenbürgerurkunde der Stadt Regensburg für Papst Benedikt XVI. entworfen und „während des Schreibens habe ich gemerkt: Hoppla, das ist etwas ganz Besonderes”.
Und so wie der Text die Musik beeinflusst, so findet die Form in der Kalligrafie Eingang in die Buchstaben. Mehrere Vorschläge zur Schrift hat Maierhofer, der seit zehn Jahren ein Atelier in Regensburg betreibt, der Stadt gemacht. Ausgewählt wurde Cancellaresca, Schrift des italienischen Humanismus, die Ende des 15. Jahrhunderts in den päpstlichen Schreibstuben verwendet wurde.
Mehrere Wochen hat Maierhofer, der sich seit frühster Jugend „aus einem inneren Trieb heraus” mit Kalligrafie beschäftigt, gebraucht, um sich auf seinen Auftrag einzustimmen. „Das ist wie bei einem Architekten, der ein Haus für die zukünftigen Bewohner baut. Man muss die Wünsche mit seinem Wissen verbinden.”
Vor allem über Pfingsten fand dann das Schreiben selbst statt. Und das hat offenbar gut geklappt: Die städtischen Mitarbeiter zeigten sich von der Urkunde angetan und Maierhofer glaubt, dass auch Papst Benedikt Gefallen daran finden wird.
Er bleibt aber Realist: „Das war ein schöner Auftrag, auch wenn die Arbeit im Vatikan ihre Heimat findet.” Immerhin ist es aber schon das zweite Werk aus Maierhofers Feder für den Heiligen Vater! Zum 500jährigen Bestehen der Schweizer Garde hat er ein Buch im Regensburger Verlag „Schnell & Steiner” gestaltet – und das erste Exemplar ging an Papst Benedikt.
Zum Besuch des Papstes im September in Regensburg wollte der 47jährige eigentlich vorbei schauen. Aber die Kalligrafie kommt ihm dazwischen: Zeitgleich ist er auf einem Seminar im Frankfurter Raum. Doch das Konzert – sprich die Übergabe der Urkunde – kann auch ohne den Künstler statt finden. Vielleicht ist das ein Unterschied zur Musik …